sterntagebuch

Morgens, um in die Gänge zu kommen, benötigt er Starthilfe. Er öffnet das Fläschchen, trinkt es aus und hält es mir geleert entgegen. Meine Zündkerzen, sagt er mir wie jemandem, der sich auskennt oder den es interessieren würde. Beides, freilich, ist unzutreffend. Er legt das Fläschchen auf den Boden und dämpft es mit dem Fuß aus. Dämpft es aus wie: Ein für allemal, und öffnet das zweite Fläschchen und das dritte. Abends, um zu vergessen, mache ich es wie Henry Smart: „Ich...

Häufiger werden die Sterne im Auskühlen, heller und klarer. Sie rücken mir auf den Leib. Jedes Jahr. Und jedes Jahr. Und jedes Jahr wiederholt sich die unfokussiert-verschwommene Firmamentverdoppelung. Und ist, jedes Jahr und in seiner Entstelltung, freilich mehr als Verdoppelung, ist die perfide Multiplikation mit der Eulerschen Zahl. 2.7182818284: In der ewigen Überwindung der Wiederholung muss jedes Rufzeichen als mathematische Fakultät verstanden werden: „Ja!“ Und die sternklaren...

„An einer Flasche nuckeln“: Ich habe dieses Bild immer für übertrieben und klischeehaft gehalten, billig psychologisierend, bis ich die Fotografien in Charles Bukowskis „Ochsentour“ gesehen habe: Bukowski hat tatsächlich an den Flaschen genuckelt. Und jeder Sterntrinker hat gar keine andere Wahl: Die kleinen Fläschchen lassen sich nicht ansetzen, man muss an ihnen nuckeln. Andere fahren mit Rollern durch die Gegend. Und wieder andere lassen sich ihr Essen vorschneiden.

Im Kälterwerden muss die Drei sich zur Vier erweitern. Ein viertes Fläschchen der vierten Jahreszeit und der immer gegenüberliegenden Himmelsrichtung. In den Erdgeschoßen geschieht Aneignung, gebrochene Fensterscheiben, so wie die Sollbruchstelle jeder Aufzählung zwischen Drei und Vier liegt. /3.1415926535/ Die Überwindung ist endlos, sie kehrt ewig wieder: „Ja.“ – Und immer ist da mindestens eine Ketchupflasche, als wäre die Gegenwärme im Rot enthalten und unbedenklich.